Planimeterausstellung

200 Jahre Planimeter – Ein bayerischer Vermesser und seine geniale Idee

3D-Druck nach der vereinfachten Originalzeichnung des Planimeters von Johann Martin Hermann

2014 jährt sich eine geniale Erfindung zum 200. Mal: Der bayerische Trigonometer Johann Martin Hermann (1785-1841) entwarf das erste exakt messende Planimeter. Sein Instrument konnte den Inhalt einer Fläche, deren Grenzen krumm und unregelmäßig verlaufen, erstmals genau berechnen. Hermann war seinerzeit bei der Königlich Unmittelbaren Steuerkataster-Kommission tätig, also in der Vorgängereinrichtung des heutigen Landesamtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung (LDBV).

Präsident Dr. Klement Aringer eröffnete anlässlich des 200. Jubiläums dieser Erfindung die Sonderausstellung „200 Jahre Planimeter – Ein bayerischer Vermesser und seine geniale Idee“ in der Vermessungshistorischen Ausstellung des LDBV. Dabei betonte er die enorme Bedeutung der Erfindung Johann Martin Hermanns in den Anfangsjahren der bayerischen Landesvermessung: Um die genaue Steuerabgabe für jedes der über 20 Millionen Grundstücke in Bayern zu ermitteln, brauchte man dessen genauen Flächeninhalt.

Als Gäste begrüßte Herr Dr. Aringer Herrn Prof. Dr. Joachim Fischer, der die Geschichte des Planimeters wissenschaftlich aufgearbeitet hat und für den Inhalt der Ausstellung verantwortlich zeichnet, Herrn Andreas Brennecke vom Zentrum für Informations- und Medientechnologien (IMT) der Universität Paderborn, der der Ausstellung einen 3D-Druck beschafft hat, sowie Vertreter des Deutschen Museums und des Bayerischen Hauptstaatsarchivs, die die Sammlung des LDBV mit Leihgaben und Exponaten bereichert haben: Frau Dr. Laura Scherr (Bayerisches Hauptstaatsarchiv), Frau Dr. Claudia Fabian (Bayerische Staatsbibliothek), Frau Anja Thiele, Frau Eva Reineke, Herrn Dr. Wilhelm Füßl und Herrn PD Dr. Ulf Hashagen (alle Deutsches Museum). Das Deutsche Museum verwahrt den für die Erfindung wichtigen Teil von Hermanns Nachlass; im Bayerischen Hauptstaatsarchiv liegt seine Personalakte.

Die Idee zu seinem Planimeter kam Johann Martin Hermann 1814 bei Vermessungsarbeiten nahe Oberaudorf. Kern seiner Erfindung war es, den Inhalt einer Fläche mittels kontinuierlicher Multiplikation, also Integralrechnung, mechanisch zu ermitteln. Das Gerät fährt dabei die Grenzlinien eines Grundstücks auf einer Zeichnung einmal ab und berechnet den Flächeninhalt mit Hilfe eines Kegel/Rad-Mechanismus.1817 entstand zwar ein Prototyp des Planimeters, und es fanden erfolgversprechende Probemessungen statt – doch Hermanns geniale Idee wurde zu seinen Lebzeiten nicht in die Praxis umgesetzt. Ein 3D-Druck nach der vereinfachten Originalzeichnung, den das Direct Manufacturing Research Center der Universität Paderborn eigens für die Ausstellung angefertigt hat, zeigt, wie Hermanns Planimeter ausgesehen hätte.

Die Ausstellung präsentiert auch die weitere Entwicklung des Planimeters: So kam kurz nach Hermanns Erfindung der Italiener Tito Gonnella auf fast dieselbe Idee – und weitete den Kegel des Planimeters 1825 zu einer Scheibe auf. Allerdings erging es ihm ähnlich wie Hermann: Obwohl er seine Idee zweimal publizierte und 1851 auf der Great Exhibition in London eine Medaille erhielt, ignorierte ihn die Fachwelt. Bereits 1854 gelang Jakob Amsler eine radikale Vereinfachung des Integrier-Mechanismus. Sein sogenanntes Polarplanimeter bestand nur noch aus einem zweiarmigen Gelenk und einer Messrolle. Das Instrument war leicht zu bedienen und wurde von den Mitarbeitern der Katasterämter vielfach verwendet. So hat Hermann mit seiner Idee den nachfolgenden Generationen von Geodäten die Arbeit wesentlich erleichtert.

Internetartikel erschienen am: 06.05.2014

Öffnungszeiten: 5. Mai 2014 bis 15. September 2014
Montag - Freitag: 9.00 bis 16.00 Uhr
an Feiertagen geschlossen
Eintritt frei
Download: Faltblatt zur Ausstellung (pdf, 1,2 MB)
Katalog zur Ausstellung Der Ausstellungskatalog kann zum Preis von 5,00 €
(zzgl. 2,50 € Porto/Verpackung) beim Landesamt für Digitalisierung,
Breitband und Vermessung bezogen werden.
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